(…) wenn dann der Kreisel auf Schwertes Schneide wandert, dann ist das so spektakulär unspektakulär, dass man diesem herben Hünen bei seinen poetischen Erkundungen
an den Rändern der Physik beinahe alles verzeihen mag. Zumal die ganze Show, die nun bis Ende Juni auf dem Spielplan steht, subtil durch jene Reiche der Fantasie und der
Träume mäandert, in denen die Poesie wohnt. Regisseur Karl-Heinz Helmschrot, der bereits mehrfach in der Magazingasse gearbeitet hat, verzichtet für seine „Traumfänger“ konsequent auf laute Töne und grelle Effekte. Verspielt, beinahe zärtlich hält er über zwei Stunden die Wahrnehmung in der Schwebe, haucht den surrealen Traumbildern René Magrittes, den Schirmen und Melonenmännern, den Türen und den Wolken, die er hinter der Bühne als Projektion in Bewegung bringt, darauf artistisches Leben ein.
(…) niemand käme hier auf die Idee, irgendetwas oder irgendwen für sich zu nehmen. Auch, weil die artistischen Protagonisten mit den Sandmännern in immer neuen Kombinationen zueinanderfinden und so nicht nur die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen lassen, sondern auch die zwischen den Nummern, ganz wie im Traum, wo man auch
nicht weiß, ob der eine schon vorüber ist, der andere schon begonnen hat, die Nacht bereits wieder vorüber ist. Dieser poetische Artistik-Traum jedenfalls ist viel zu schnell vorbeigezogen. Die zwei Stunden fühlen sich an wie maximal eine. Das Publikum sieht es ähnlich und verlängert den Abend wenigstens mit ausdauerndem Applaus noch ein wenig.
Peter Korfmacher, Leipziger Volkszeitung 19./20. März 2016